»Meine Spezialität ist
das Besondere.«

Juli Gudehus

anfangen

Schwie­rig ist es, das An zu fan­gen. Locken lässt es sich mit einem Brenn­stab. Ver­schie­de­ne Fal­len sei­en geeig­net, heißt es: Ein‑, Zu- und Zwei­fels­fal­len, let­ze­re jedoch unter Vorbehalt. 

Mit dem The­ma »Anfan­gen« kann ich viel anfangen.

Am leich­tes­ten fällt mir, ein­fach anzu­fan­gen (»ein­fach«, haha­ha …) (Das­sel­be gilt übri­gens für’s Auf­hö­ren: ein­fach auf­hö­ren). Irgend­wo anfan­gen, mit irgend­was, das mit der Sache zu tun hat. Anfan­gen kann hei­ßen: etwas davon in die Hand neh­men, recher­chie­ren, Noti­zen machen, das Vor­han­de­ne sor­tie­ren. Das ist nicht wich­tig. Haupt­sa­che anfan­gen. Dann gibt eins das ande­re und plötz­lich bin ich schon seit fast zwei Stun­den mittendrin.

Mei­ne zwei­te Metho­de ist, mich ganz lang­sam ran­zu­pir­schen. Indem ich zum Bei­spiel all­ge­mein auf­räu­me, put­ze oder sor­tie­re. Dabei zie­he ich halb bewusst, halb unbe­wusst die Krei­se um das was schon da ist (Zet­tel, Brie­fing, Bild­ma­te­ri­al …) immer enger und lan­de dann irgend­wann bei der Sache. 

Die bei­den Vor­ge­hens­wei­sen sind grund­ver­schie­den. Metho­de I heißt Anlauf neh­men und rein­sprin­gen in’s Was­ser. Ohne vor­her die Tem­pe­ra­tur mit dem gro­ßen Zeh geprüft zu haben. Metho­de II ent­spricht eher dem, was ich bei mei­nem Groß­va­ter schon immer eigen­ar­tig fand: von dem kal­ten Was­ser erst­mal eini­ges auf Arme und Bauch zu sprit­zen, um sich men­tal dar­an zu gewöh­nen – puh! … Also, theo­re­tisch wür­de ich Ers­te­res grund­sätz­lich vor­zie­hen, prak­tisch sieht es dann oft doch anders aus. Wenn bei­spiels­wei­se alles blitzt und blinkt, wenn alles im rech­ten Win­kel liegt und ich mich immer noch mit dem Neben­säch­li­chen befas­se, das ich auch immer schon erle­di­gen woll­te, und ich mit dem Eigent­li­chen noch immer nicht begon­nen habe. Dann wird es Zeit für Metho­de I.

Metho­de III ist weni­ger eine Metho­de, son­dern eher ein Geschenk – näm­lich schon ange­fan­gen zu haben, mich unver­hofft schon mit­ten­drin zu befin­den, so dass »anfan­gen« gar kein The­ma mehr für mich ist.