2016 sprach mich Burkhard Menke darauf an, dass er im Patmos Verlag gern die »Genesis« neu herausbringen würde. 2017 hätte diese doch 25. Jubiläum und zudem sei Luther-Jahr. Ich freute mich über seine Aufmerksamkeit und den überaus passenden Zeitpunkt und sagte zu.
In unseren ersten Telefonaten erzählte Burkhard, dass die so genannte »Einheitsübersetzung« der Bibel gerade vorsichtig der Jetztzeit angepasst worden war. Ob ich mir vorstellen könne, meine »Genesis« dementsprechend zu überarbeiten? Er schickte mir diesen neuen Text und ich fiel fast vom Stuhl. Vorsichtig angepasst? Von wegen, da war ja fast alles anders! Warum? Es handelte sich um die katholische Bibelübersetzung! Und ich hatte damals eine evangelische benutzt. Dass es überhaupt mehrere, überaus unterschiedliche Varianten gibt, hatte ich nicht gewusst. Ich hatte offenbar angenommen, dass im Deutschen nur noch Luthers Übersetzung gebräuchlich sei.
Ich löste es so, dass ich die Neuerungen in der 2016 revidierten evangelischen Luther-Übersetzung in meine – ohnehin teilweise gekürzte – Fassung übernahm. Diese wiederum zogen weitere Überlegungen für Neuerungen nach sich. Welche Zeichen entstanden eigentlich erst nach 1992 und wären gut in der neuen Fassung zu haben? Ein Schritt in Teufels Küche, gestalterisch gesehen.
So wie man nie in demselben Fluss badet, trifft man am nächsten Tag, in anderer Stimmung und mit anderen Gedanken unweigerlich andere gestalterische Entscheidungen. Wie erst nach 25 Jahren! Gar nicht leicht, gelten zu lassen, was ich – ein anderes Ich als das jetzige – 1992 erschaffen hatte. Letztlich konnte ich der Versuchung einer Runderneuerung doch nicht widerstehen.
Alte und neue Version? Da liegen Welpen dazwischen! Sowie Raubkatzen, Tauben, Frösche und allerlei anderes Getier, das – evolutionsbedingt – erst in den letzten 25 Jahre entstand. Kurzum: es erwartet Dich guter alter Wein in schicken neuen Schläuchen
Die Darstellung Gudehus’ in einzelnen Bildern lässt sich gut Michelangelos Fresko »Die Erschaffung Adams« gegenüberstellen, mit der berühmten Berührung von Gottes Finger.
Hans-Jörg Gabler, kath.ch