Das Prinzip der interdisziplinären Pfingsttagung ist einfach: Du hältst einen »Vortrag« über ein beliebiges Thema – wobei »Vortrag« auch heißen kann: Mini-Workshop, Experiment, Spiel, Lesung, Konzert, oder oder. Gegengabe ist ein bunter Blumenstrauß von 20 bis 40 spannenden Leuten aus den unterschiedlichsten Berufen mit deren Themen / Geschichten / Herzensangelegenheiten.
Ein Filmemacher, eine Architektin, ein Landschaftsgärtner, eine Künstlerin, eine Ärztin und ein Physiker gründeten die Pfingsttagung 1992. Ich nehme seit 1994 jedes Jahr teil und bin immer wieder auch Mitorganisatorin. Für mich ist diese Tagung etwas sehr Besonderes, weil ich dort immer wieder sehr ungewöhnliche, tolle Leute kennenlerne, weil die Vorträge mich langfristig bereichern und weil die Pfingsttagung dank ihres bestechend einfachen Grundkonzepts nach über 25 Jahren unverändert aufregend ist.
Tagungsort ist immer eine Arche Noah im Grünen, an immer neuen Orten. Etwa in einer ehemaligen LPG bei Berlin, einer ehemaligen Pferdewechselstation im Fichtelgebirge und einer ehemaligen Mühle bei Heilbronn. Drei Tage gibt es regen Austausch vom Yoga vor dem Frühstück bis zum nächtlichen Lagerfeuer nach Programmende. Wer einmal da war, kann wieder neue Leute einladen. Auf diese Weise gibt es einen Anteil von meist etwa einem Drittel neuer Teilnehmender. Die bislang jüngste Vortragende war 6, die älteste Anfang 70, der kürzeste Vortrag dauerte eine knappe Viertelstunde, der längste fast drei Stunden.
Warum Pfingsten? Das hat einen ganz weltlichen Grund: der Montag ist ein Feiertag. Erst im Laufe der Zeit erwies sich als überaus passend, dass Pfingsten etwas mit Zusammenkommen zu tun hat und damit, »in anderen Sprachen zu sprechen und andere Sprachen zu verstehen«.
Das Motto der Pfingsttagung ist einem Buch des US-amerikanischen Science-Fiction-Autors Robert Heinlein entnommen und lautet: »Ein menschliches Wesen sollte in der Lage sein, Windeln zu wechseln, […] ein Schwein zu schlachten, ein Haus zu entwerfen, ein Schiff zu steuern, ein Sonett zu schreiben, Buchhaltung zu beherrschen, eine Mauer zu errichten, einenen Knochen zu schienen, einen Sterbenden zu trösten, […] mit anderen zusammenzuarbeiten, selbständig zu handeln, eine Gleichung zu lösen, ein Problem zu analysieren, einen Computer zu programmieren, ein gutes Essen zu kochen, […] usw. … Spezialisierung ist etwas für Insekten.«
Vorträge waren zum Beispiel:
»Metallschäume« * »aus dem Alltag einer Denkmalpflegerin« * »Arbeitsteilung im Zeitalter der Globalisierung am Beispiel des Feuerzeuges« * »Märchen aus dem Fichtelgebirge« * »Lindi Hop« * »Rauminszenierung im Horrorfilm« * »robotische Chirurgie« * »Improtheater« * »Konfliktmanagement« * »Böse Menschen haben keine Lieder« * »Wetterbericht 2500« * »Gestaltung für den Arsch« * »Einblick in die Steuerfahndung« * »Über die Energie-Chakren beim Kaninchen« * »Die Katharger« * »Zwiebeln schneiden ohne zu weinen« * »Gefangenendilemma: Kooperation und Egoismus in den Begriffen der Spieltheorie« * »Neurotheologie« * Vogelstimmenwanderung« * »Socken stopfen« * »Sicherheit im Internet« …
Kurzum: Alles ist interessant. Egal ob fachlich oder privat, klassisch-gesetzt mit Beamer oder drüber und drunter auf der grünen Wiese, ernst oder heiter, skizzenhaft oder profund!
Du möchtest auch mal dabei sein? Dann schreib mir eine Zeile!