Kunst braucht Typografie, wenn Text Bestandteil einer einzelnen Arbeit, einer Serie oder eines Œuvres sein soll. Ein Wort, ein Satz, ein Text braucht ein Aussehen. Braucht eine Schrift. Vielleicht mehrere. Welche? Diese Frage ist der erste Schritt in das Gebiet der »Typografie« – der Gestaltung von und mit Schriften.
Jede Schrift hat ihren eigenen Charakter, erzeugt eine bestimmte Atmosphäre, eröffnet ein Assoziationsfeld und vermittelt unterschwellig Botschaften. Diese können für die beabsichtigte Aussage und Wirkung genutzt werden – oder aber ungewollt damit interferieren. Paul Watzlawick sagt: Man kann nicht nicht kommunizieren. Das gilt auch und auf ganz eigene Weise für Schrift. Hier ist also Vorsicht geboten und Gespür gefragt.
Kunst braucht außerdem Typografie, wenn die eigene Arbeit via Website, Katalog, Einladung und Newsletter kommuniziert werden soll. Sowohl in der Wahl der Gestalterin oder des Gestalters als auch in der Zusammenarbeit mit ihr oder ihm erweisen sich typografische Grundkenntnisse als vorteilhaft.
In diesem Workshop geht es im gestreckten Galopp durch die Schriftgeschichte. Im Anschluss daran beleuchten wir gemeinsam und exemplarisch Schrift in der Kunst. Wir betrachten formale Verwandschaften und verschiedene Lösungen für vergleichbare Inhalte. Wir prüfen die Auswirkung kleiner und größerer typografischer Veränderungen. Wir erörtern Kontexte und Kommunikationsabsichten. Wir resümieren Auswahlkriterien und streifen dabei folgende Fragen: Wer bietet Schriften an? Wer entwirft mir eine? Wo und wie kann ich ausprobieren, wie mein Text in einer bestimmten Schrift wirkt? Wie kann ich Schriften am eigenen Rechner verwalten?
Dieser Workshop dreht sich im Wesentlichen um Schriftwahl. Mein Workshop »2d küsst 3d«, bei dem es um die physische Umsetzung von Schrift geht, kann eine sinnvolle Fortführung dieses Workshops sein.
Ablauf
Praktische Übungen wechseln mit theoretischen Exkursen und Kurzvorträgen meinerseits. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer arbeiten in der Gruppe, zu zweit und einzeln an von mir Gegebenem und selbst Mitgebrachtem.
Ziel
Sensibilisierung für Schrift. Problembewusstsein und Urteilsfähigkeit in typografischen Fragen. »Inkompetenz-Kompetenz«: die Fähigkeit zu erkennen, was man nicht (so gut) kann, um gegebenenfalls Profis hinzuzuziehen und deren Arbeit einschätzen zu können.
Kompatibilität
Ich komme gern auch zu Deiner Hochschule oder zu Deinem Studio. Schreib mir einfach ein Mail, damit wir Details und Termine abstimmen können.
Organisierte Wahrnehmung, um nichts anderes geht es in der Kunst.
Roy Lichtenstein
Ich habe nie in der Werbung gearbeitet – meine Expertise war die einer Editorialdesignerin für Zeitschriften. Ich denke, dass Gestalter ein unglaublich großes Repertoire haben. Sie lösen Probleme.
Barbara Kruger
Typografie ist wie Luft: Erst wenn sie schlecht ist, merkt es jeder.
Erik Spiekermann